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Interview mit Andreas Küchle / Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Bereits seit drei Jahren unterstützt die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg die Arbeit von Hoffnungsträger mit einem Betrag von € 100.000 jährlich. Dank dieser großzügigen Förderung konnten an allen Standorten zahlreiche Projekte umgesetzt werden. Die Bandbreite der geförderten Projekte reicht vom Bau eines Atriums am Standort Calw, das den Bewohnenden ermöglicht Gemeinschaft und Empowerment im Außenbereich zu erleben, über die Förderung eines Elektrofahrzeuges für die Hoffnungshäuser in Esslingen, das sich auf mehrere Standorte im Stadtgebiet verteilt, bis zur Finanzierung der Sozialarbeit im Hoffnungshaus Nagold – und vielem mehr. Sparda-Bank Baden-Württemberg und Hoffnungsträger Stiftung, eine starke Verbindung, basierend auf gemeinsamen Themen und Werten sowie der Tatsache, in vielen Kommunen im Ländle präsent zu sein.
Das integrative Wohnkonzept Hoffnungshaus ist für uns ein sehr nachhaltiges Projekt.
Sie haben die Hoffnungsträger Stiftung bereits drei Jahre hintereinander gefördert. Welche Motivation treibt Sie an, Projekte der Hoffnungsträger Stiftung zu unterstützen?
Das integrative Wohnkonzept Hoffnungshaus ist für uns ein sehr nachhaltiges Projekt. Als Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg versuchen wir immer, in Projekte zu investieren, die nicht nur einen Monat funktionieren und dann stoppen, sondern die nachhaltig sind und in der Gesellschaft etwas zur Entfaltung bringen. Bei Hoffnungsträger haben wir den Eindruck, dass dies genauso der Fall ist.
Was gefällt Ihnen an den Hoffnungshäusern besonders?
Was uns besonders gefällt, ist das Thema Nachbarschaft – im besten Sinne Integration von unterschiedlichen Menschen und das Thema Gemeinschaft. Zudem titulieren wir uns als große Genossenschaftsbank auch mit dem Thema Gemeinschaft und Gemeinschaftsbanking. Und das, was man bei Hoffnungsträger erlebt, ist eben auch dieser Gemeinschaftsgedanke, wo man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Und jeder seine Stärken miteinbringen kann.
Sie haben bereits schon mehrere Hoffnungshäuser besucht und Einblicke in das integrative Wohnkonzept bekommen. Was hat Sie während Ihrer Besuche begeistert und bei Ihnen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Was wir dabei gelernt haben, ist, dass die Standortleitungen eine ganz wichtige Schlüsselfunktion haben, um Hürden der Gemeinschaft und der Begegnung zu überbrücken. Ohne diese Schlüsselfunktion wäre es schwierig, dass solch eine Gemeinschaft entstehen kann, da wir Menschen einfach mit gewissen Ängsten und Hemmschwellen, vielleicht auch Vorurteilen, konfrontiert sind und dann eben nicht zusammenfinden. Durch die Standortleitung wird solch eine Gemeinschaft erst so richtig ins Leben gerufen. Das fand ich ein wichtiges und beeindruckendes Thema, das bei mir definitiv bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Wie nahmen Sie die Stimmung in den Hoffnungshäusern wahr?
Egal an welchem Standort ich war – es war immer eine Herzlichkeit da. Man kommt in das Gebäude rein und von überall ruft und winkt es runter und man begegnet Menschen, die sich tatsächlich freuen, jemanden zu begrüßen. Mit einer ehrlichen Herzlichkeit – das hat sich bei mir eingeprägt und mich begeistert.
Die Hoffnungshäuser sind auch äußerlich recht einprägsam und fallen auf. Wie wirkt das auf Sie?
Die Wirkung ist einmalig. Die Bauweise beeindruckt mich. Ich bin immer wieder von außergewöhnlichen Bauweisen begeistert. Ich finde es sensationell etwas so Innovatives und Nachhaltiges zu sehen. Vor allem aber in Deutschland dem Trend des modernen Steinbaus entgegenzuwirken. Ich fand bei den Hoffnungshäusern auch sehr besonders, dass das vorliegende Konzept überall umzusetzen ist, egal auf welchem Grundstück. Das kommt unserem Produkt der Baufinanzierung sehr nahe, da dieses etwas sehr Persönliches und Individuelles ist. Auch wir arbeiten mit sogenannten Bausteinen, wie das die Hoffnungsträger Stiftung in den Häusern tut. Das ist mir ausgefallen. Wir lassen uns gerne gegenseitig inspirieren.
Gibt es ähnliche Projekte wie unsere, die Sie fördern? Sehen Sie Hoffnungsträger als Vorreiter für integratives Wohnen?
Tatsächlich fördern wir keine weiteren Projekte im Bereich „integratives Wohnen“ – das ist in der Tat einmalig und außergewöhnlich bei Hoffnungsträger. Im Grunde genommen können wir unsere Stiftungsprojekte nicht miteinander vergleichen. Im Jahr bekommen wir über 500 Stiftungsanträge. Einer davon ist von der Hoffnungsträger Stiftung. Nicht alle sind so umfangreich wie die der Hoffnungsträger Stiftung. In der Größenordnung wie Hoffnungsträger sind es vielleicht 80-100 Projekte, was die Professionalität und Dauerhaftigkeit betrifft. Alle bedienen zwar andere Felder, aber alle sind notwendig und wichtig. Es gibt auch einen Austausch zwischen den geförderten Organisationen, um zu schauen, wie Projekte laufen. Das entspricht unserem Prinzip: wir steigen ein, um etwas zu fördern und zu unterstützen, um etwas zu verändern, aber nach einer gewissen Zeit steigen wir aus, wenn wir denken, dass das Projekt gut am Laufen ist. Allerdings machen wir das nicht von heute auf morgen.
Welche Wirkung in die Gesellschaft und welchen Impact wollen Sie mit Förderungen erreichen?
Der Impact ergibt sich aus den unterschiedlichen Stiftungszwecken. Über allem steht erstmal, dass wir eine Bank sind, die regional agiert – unsere Kunden leben hier, sind Teil der Gesellschaft und Gemeinschaft in Baden-Württemberg. Unsere Kunden befähigen uns, über ihre Treue und ihr Engagement, dass wir das Stiftungsgeschäft tun können. Wir fühlen uns also eher als Treuhänder von unseren Kunden. Wir wollen, dass das Land und die Gesellschaft besser werden, sich weiterentwickeln. Mit der Aussage „besser werden“ tue ich mich persönlich schwer. Global betrachtet ist das eine ethische Frage: wie viel besser muss es uns gehen? Aber wir agieren regional und es gibt es in der Tat sehr viel zu tun. Dafür haben wir unterschiedliche Stiftungen. Wie z.B. unsere Stiftung „Umwelt und Natur – da geht’s um die heimische Umwelt und Naturentwicklungen, da sind wir sehr stark im Thema Aufforstung – nicht im Sinne von Bäumen pflanzen und das war’s dann, sondern wir investieren langfristig, damit das Projekt in den ersten Jahren auch überlebt. Wir haben zudem einen edukativen Ansatz im Umwelt- und Naturbereich. Hier sind sehr viel Information und Bildung notwendig. Zwar sehr niederschwellige Informationen und Bildung – vielen Menschen ist bewusst, dass das mit dem Klima nicht gut läuft, aber sie können es für sich auch nicht so richtig greifen. Deswegen fördern wir dahingehend wichtige Bildungsprojekte, um Menschen dafür zu sensibilisieren. Z.B. haben wir ein kleines Buch mit zwei Studenten herausgebracht – mittlerweile ein Spiegelbesteller. Das erste Buch heißt „Kleine Gase – große Wirkung“ (erklärt, wie das Klimaproblem zustande kommt) und das zweite Buch „Machst du es dreckig, machst du es sauber“ – also im Prinzip, wie können wir mit dem, was wir anrichten, umgehen. Das ist stark wissenschaftlich basiert, aber in einfacher Sprache verfasst worden und sehr informativ.
Unsere zweite Stiftung „Kunst und Kultur“ – da geht es nicht um große Förderungen, sondern um kleinere Projekte, die wir sehr gerne unterstützen und fördern. Besonders im Bereich Kultur für Bildungsprojekte mit Schülern und Klassen.
Wo sehen Sie als Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg besonderen Bedarf auch hinsichtlich eines edukativen Ansatzes? Können Sie dazu mehr sagen?
Unsere größte Stiftung ist „Bildung und Soziales“. Wir stellten fest, dass ein großer Mangel im Bildungsbereich herrschte, welcher auch durch diverse Schulreformen nicht weniger wurde – in Wirklichkeit standen wir einer regionalen Bildungskatastrophe gegenüber. Wir konnten hier nicht politisch werden, aber zumindest die Rahmenbedingungen vor Ort unterstützen, dass sich etwas bessert. Ein Beispiel, wo auch Hoffnungsträger bereits ein Vorreiter ist, aber eher unter dem sozialen Aspekt:
Das sogenannte Projekt „Joblinge“ kommt dem Projekt mit Hoffnungsträger am nächsten. Joblinge kümmert sich um junge Menschen, die den Stempel „unvermittelbar“ vom Arbeitsamt bekommen haben. Wenn nichts mehr geht, dann kommt Joblinge. Das ist eine gemeinnützige AG, wo eben diese jungen Menschen ein halbjähriges Programm absolvieren. 80% davon bekommen nach 6 Monaten eine Lehrstelle, wo wiederum 80% durchhalten und die Lehre absolvieren. Begleitet von Mentoren und Sozialarbeitern, die Lebenshilfe geben. Wir waren von diesem Projekt so begeistert, dass wir es gefördert haben und uns auch für andere Standorte eingesetzt haben, wo dieses Konzept nun umgesetzt wird. Das ist ein ähnliches Projekt, wie es Hoffnungsträger mit Geflüchteten in den Häusern umsetzt.
Wir sind von solchen Projekten begeistert und da kommen wir auch wieder zu Hoffnungsträger. Um solch wichtige Projekte zu starten, haben wir erkannt, dass es Standorte braucht, die es zu finanzieren gilt und die über das erste Jahr hinaus Unterstützung benötigen. Das ist eine typische Art, wie wir in der Stiftung arbeiten. Wenn wir etwas sehen, könnten wir dafür spenden, wie es viele tun. Oder wir können gemeinsam überlegen, ob wir etwas Neues schaffen. Also einen nächsten Sprung wagen. Wie gesagt, dank unserer Kunden haben wir die Mittel und die Möglichkeit gestalten zu können. Leider können das nicht mehr so viele Stiftungen.
Bemerken Sie, dass es einen steigenden Bedarf an Förderungen gibt? Hat das letzte Jahr aufgrund von Inflation, steigenden Energiepreisen den Bedarf an Förderungen verstärkt angekurbelt?
Eigentlich hat sich die Art und Weise, was es notwendig ist zu fördern, verändert. Wir hatten alle Hände voll damit zu tun, insbesondere unsere Kulturpartner durch die Krise zu bringen. Mit der Coronakrise hat sich das verstärkt.
Insofern hatten wir ein Problem, dass wir ein Stück von unserem eigentlichen Fokus, dass wir immer etwas Neues gestalten und Impuls geben wollen, abrücken mussten. Stattdessen haben wir Projekte am Leben erhalten. Dahingehend hat sich unser Fokus geändert. Wir mussten viel mehr spenden, damit Programme und Projekte nicht kaputtgehen, sondern sich weitertragen in der Hoffnung, dass die Krise vorbeigeht.
Durch gestiegene Energiepreise und die Inflation konnten Stiftungen ihr normales Geschäft kaum mehr weiterführen. Sie benötigten Zuschüsse, um das Alltagsgeschäft am Laufen zu halten. Und nicht mehr, um Neues zu gestalten. Da hoffen wir natürlich, dass es sich wieder normalisiert. Wir würden schon gern wieder eher in die Impulskraft und in die Gestaltung von Neuem gehen.
Gibt es ein persönliches Motto, das Sie in Ihrem Leben begleitet?
Ich habe mal tatsächlich einen Spruch hinter mir in der Abteilung hängen gehabt. Also wenn Sie es sehen könnten, meine Abteilung ist relativ groß, mit 20 Leuten und ich sitze hier mittendrin (schmunzelt). Ich hatte dann so ein Spruch hinter mir hängen gehabt: „Alle dachten das geht nicht, dann kam Küchle, der wusste das nicht und hat es gemacht“.
Das umschreibt eigentlich mein Motto. Nichtwissen greift ja oft zum Vorteil, dass man es dann einfach macht. Was ja auch Hoffnungsträger tut und umsetzt gemäß einer ihrer Postkarten-Sprüche „Nicht nur labern, machen!“
Vielen Dank für das Interview, Herr Küchle!
Das Interview führte Mirijam Schmidt.