SOZIALARBEIT IN CORONA-ZEITEN.

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Patenprogramm

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Seit Corona läuft alles anders. Auch unser internationales Patenkind-Programm steht durch die Einschränkungen vor Herausforderungen. Im Interview berichten Gershom Donner (Programmleiter) und Alba Luz Cuello (Programmmanagerin) des Patenkind-Programms in Kolumbien über Sozialarbeit in Zeiten von Corona und die Lage im Land.

Wie sah die Lebenssituation für Kolumbianer zu Beginn der Pandemie aus?

Mit Ausbruch der Pandemie Anfang März kam der totale Lockdown des öffentlichen Lebens. Es wurde eine allgemeine Quarantäne verhängt, nur Hilfsdienste durften noch weiterarbeiten. Dies bedeutete für viele Großunternehmen, dass sie in ihrem Handeln stark eingeschränkt wurden und ihre Produktion in vielen Fällen runterfahren mussten. Die Arbeit für tausende Arbeitnehmer lag auf Eis oder die Mitarbeitenden wurden ganz gekündigt. Kleine Unternehmen stellten keine Tagelöhner mehr an und schlossen innerhalb kürzester Zeit. Es gab leider nur geringe Unterstützung von der Regierung und staatlichen Initiativen, um Geld für Nahrungsmittelhilfe und -unterstützung zu sammeln. Insgesamt war es sehr schwierig, die Grundversorgung der Menschen zu gewährleisten, da die Nachfrage und Not so groß waren. Viele Menschen litten darunter, dass sie nicht in der Lage waren, sich und ihre Familien ausreichend zu versorgen. In den Märkten herrschte eine Nahrungsmittelknappheit. Die Preise für einige Grundnahrungsmittel sind seit Corona stark gestiegen, die ärmeren Menschen sind die Leidtragenden.

Verteilzentren wurden täglich für Familien geöffnet und Lebensmittelpakete vorbereitet

Was war eurer Meinung nach der beste Weg, um auf die Not der Menschen zu reagieren?

Als Hilfsorganisation war uns sofort bewusst, dass viele Menschen auf unsere Arbeit angewiesen sind und es in dieser schweren Lage noch stärker sein würden. Deshalb setzten wir alles daran, bestmöglich in Kontakt mit den Familien im Programm zu bleiben sowie mit Paten, potenziellen Spendern und anderen Unterstützern, um die Hilfsmittel dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt wurden. Durch Spenden konnten wir zum Beispiel Hygiene- und Nahrungsmittelpakete für besonders bedürftige Familien verteilen.

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Was war die größte Herausforderung für eure Arbeit?

Am schwierigsten war es für uns, die Menschen zu unterstützen, ohne sie einem Risiko auszusetzen. Wenn wir etwa Lebensmittelpakete verteilt haben und viele Menschen gleichzeitig das Verteilzentrum besuchten oder Mitarbeitende die Familien besucht haben. Mit Abstandsregelungen und Hygienevorkehrungen haben wir das Risiko bestmöglich minimiert. Bei der Unterstützung in dringenden Notfällen gab es die Herausforderung, dass nur bestimmte Menschen unterstützt werden konnten, aber nicht alle gleich, was zu Ressentiments gegenüber denjenigen führen kann, die Unterstützung erhielten.

Wie viele Kinder und Familien im Programm haben sich mit dem Virus bis heute infiziert und wie wurde geholfen?

Genaue Infektionszahlen haben wir hierzu leider nicht, weil es nicht genügend Testmöglichkeiten für die Bevölkerung gab und es so sehr schwierig war, die Infektionen zu verfolgen. Aus unserer Sicht war jedoch fast jede Familie im Programm direkt oder indirekt betroffen. Einige Familien hatten andere Möglichkeiten der Unterstützung, sodass ihre Fälle nicht so kritisch waren. Bei den kritischen Fällen haben wir in Erfahrung gebracht, wo die größten Nöte herrschten, und dort aktiv geholfen.

Hat das Programm Notfallmaßnahmen entwickelt?

Ja, wir taten und tun dies weiterhin in Übereinstimmung mit den Anweisungen der Regierung und passten unsere Arbeit danach an, zum Beispiel in der Art und Weise, wie Mitarbeitende das Büro nutzen oder wie der Kontakt mit den Familien abläuft.

Hygieneregelungen müssen besonders bei Verteilaktionen eingehalten werden

Welche Schritte hat die Regierung unternommen, um das Virus zu besiegen? Welche Schritte fehlten eurer Meinung nach?  

Die Regierung hat ja eine sehr strenge Quarantäne eingeführt, es gab drastische Einschränkungen des öffentlichen Lebens, außerdem wurden praktische Anweisungen gegeben, wie z.B. die zur Verwendung des Mundschutzes. Öffentliche Versammlungen wurden untersagt, um das Risiko einer Ausbreitung des Virus’ einzudämmen. Das alles waren sehr hilfreiche Maßnahmen, die meisten Gouverneure taten ihr Bestes, um in dieser Situation schnell zu reagieren. Wir glauben, die Regierung hätte ihre Strategie klarer formulieren können und speziell denjenigen, die finanzielle Einbußen hatten, z.B. weil sie selbstständig waren, mehr Unterstützung zukommen lassen sollen.

Was habt ihr aus der Krise gelernt und welche Schritte hättet ihr eurer Meinung nach unternehmen sollen?  

Nach der Pandemie wird es für unsere Organisation eine Auswertung geben, wie gut wir vorbereitet waren, wie gut die Ressourcen genutzt wurden und wie effektiv wir das Personal geschützt und die Familien unterstützt haben und was es zu optimieren gilt. Was jetzt schon gesagt werden kann, ist, dass es zu Beginn der Pandemie schwer vorhersehbar war, wie lange diese andauern würde, so dass es schwierig war, die langfristigen Veränderungen umzusetzen, die schließlich erforderlich wurden.

Sind in dieser Zeit neue Visionen und Pläne entstanden?

In Zukunft werden wir unser Möglichstes tun, um auf die individuellen Nöte und Bedürfnisse der Menschen hier einzugehen, ganz besonders auf die der Kinder. Sie sind in diesen herausfordernden Zeiten besonders verletzlich. Unser Wunsch und nächstes Projekt ist es, einen Ort in einem der Stadtviertel von Medellin zu schaffen, an welchem die Kinder nach der Schule kommen können. Einen Ort, an dem sie Hausaufgaben machen können, ihre Gaben entwickeln und stärken können und an dem wir ihnen helfen, die Verwicklung in kriminelle Banden zu vermeiden. Das ist eines unserer Anliegen, denn diese Kinder sind die nächste Generation. Wir möchten dort reagieren und Lösungen schaffen, wo es an Bildung, Gesundheit, Schutz und geistige Belastbarkeit fehlt. Das ist unsere Vision.

Jetzt einem Kind konkret helfen

Corona-Maßnahmen im Überblick:

Hoffnungsträger-Partnerorganisation vor Ort (Prison Fellowship Kolumbien):

  • Verteilung von Hilfsgütern (Lebensmittelpakete, Verteilzentren)
  • Enger Kontakt zu hilfsbedürftigen Familien im Programm, aber auch darüber hinaus, um Hilfe in Notsituationen zu gewährleisten
  • Enger Kontakt zu Spendern, Paten und Unterstützern, um in der akuten Situation schnellstmöglich agieren zu können
  • Ein- und Durchführung von Vorsichtsmaßnahmen, um das Ansteckungsrisiko bei der Sozialarbeit zu minimieren (Mundschutz, Abstandsregeln, …)
  • Telefonische Unterstützung für Kinder, die Unterstützung bei Schulaufgaben benötigen
  • Unterstützung für Familien, einschließlich psychologischer Betreuung und Beratung für Kinder, die sich durch die Isolation in der Quarantäne besonders betroffen fühlen

Kolumbianische Regierung:

  • Erlaubnis, dass Hilfsorganisationen trotz der Quarantäne weiterarbeiten durften
  • Einschränkung des öffentlichen Lebens, um Ausbreitung zu stoppen (Quarantäne)
  • Anweisungen zur Einhaltung von Hygiene, wie das Tragen von Mundschutz, Verwenden von Desinfektionsmittel, außerdem Aufforderung, Abstand zu halten

AUSBLICK.

Was sind die Folgen durch Corona für die Menschen in Kolumbien?

  • Die Arbeitslosigkeit ist drastisch angestiegen, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, Tagelöhner hatten von heute auf morgen keinen Job mehr, kleinere Unternehmen wurden geschlossen
  • Die Preise für wichtige Grundnahrungsmittel sind gestiegen, Geringverdiener und Arbeitslose sind jetzt die Leidtragenden
  • Viele Menschen können ihren Grundbedarf (wie Essen, Wohnen) nicht mehr decken
  • Familien von Gefangenen sind von der wirtschaftlichen Lage im Land besonders schwer betroffen, da sie schon vor der Krise am Existenzminimum lebten
  • Es fehlt an Unterstützung für Menschen in Not seitens der Regierung, es gibt (kaum) finanzielle Hilfeleistung für betroffene Unternehmer
  • Schulen sollten nur noch Online-Unterricht geben, doch große Teile der Bevölkerung besitzen keine geeigneten Geräte wie Computer, Laptops oder Tablets. Somit ist die schulische Ausbildung für die meisten Kinder bis heute unterbrochen
  • Die ohnehin hohe Kriminalität und Gewalt im Land haben seit Corona drastisch zugenommen. Nach Angaben der UNO wurden bereits 100 Sozialarbeiter/ Mitarbeiter von Organisationen und NGOs im Jahr 2020 getötet (Stand 13. Juli 2020)

Wie geht es in Kolumbien weiter und wie können wir helfen?

Mit Spenden für das Corona-Hilfsprojekt unterstützt ihr die Hilfsarbeiten vor Ort:

  • Pakete mit Nahrungsmitteln und Hygieneprodukten können finanziert und an bedürftige Familien verteilt werden
  • Erkrankte Familienmitglieder erhalten Unterstützung bei Arztbesuchen, denn wer auf dem Land wohnt und finanziell schlecht dasteht, ist in der Versorgungsleistung benachteiligt
  • Ersatz-Schulbetreuung für Kinder aus Familien, die aufgrund ihrer fehlenden finanziellen Mittel nicht am Online-Unterricht teilnehmen können
  • Angebot der psychologischen Betreuung und Beratung für Kinder und Familien

Jetzt konkret helfen

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