Meeting Maria: Patin trifft Patenkind.
Eine Patenschaft ist erst mal etwas Abstraktes – bis man sein Patenkind trifft. Diese Erfahrung hat Hoffnungsträger-Mitarbeiterin Julia Weiß gemacht, als sie in Kolumbien ihrem Patenkind Maria begegnete.
Als für mich feststand, dass ich für Hoffnungsträger nach Kolumbien reisen würde, stand gleich die nächste Frage im Raum: Könnte ich während meiner Reise vielleicht mein Patenkind Maria treffen? Maria, 9 Jahre alt, wohnt in Manizales. Meine Reise führte eigentlich nur nach Medellín, aber wenn man schon einmal im Land ist…
VOM WUNSCH, MARIA ZU TREFFEN
Die Kontaktaufnahme mit der lokalen Partnerorganisation von Hoffnungsträger – Prison Fellowship Colombia (PFC) – erfolgte etwa einen Monat vor meinem Abflug. Ich war seit einem Dreivierteljahr Patin bei Hoffnungsträger und hatte mit Maria zwei Briefe hin- und hergeschickt. Ich wusste, dass ihr Onkel, bei dem sie eigentlich lebte, im Gefängnis saß und die ganze Familie sehr darunter litt. Marias Sozialarbeiterin von PFC, Beatriz, signalisierte mir von Anfang an, dass sie alles in Bewegung setzen würde, damit Maria und ich uns treffen könnten.
Man sollte vorweg erwähnen, dass ich während meiner Studienzeit bereits einige Monate in Kolumbien und anderen Ländern Lateinamerikas gelebt habe und Spanisch beherrsche. Somit konnte ich mich mit den Gepflogenheiten des Landes vertraut machen. Das bedeutete auch, dass ich mich sowohl mit Maria als auch mit Beatriz auf ihrer Muttersprache Spanisch unterhalten konnte und keinen Umweg über einen Dolmetscher gehen musste. So kam direkt ein vertrautes Gefühl miteinander auf – wir waren uns gar nicht fremd. Wir einigten uns für unser Treffen auf einen Samstag, damit Maria keinen Unterricht ausfallen lassen müsste.
SPANNUNG VOR DER BEGEGNUNG
Über Maria wusste ich bisher nur ein paar Eckdaten. Zum Beispiel, dass sie zurzeit mit ihrer Oma lebte, keine Geschwister hatte und gerne Fahrrad fuhr. Diese Infos und Marias Foto in der Tasche setzte ich mich also in den Bus von Medellín nach Manizales, der für die 200 km ca. 5 Stunden Fahrtzeit brauchte. Die Fahrt kam mir ewig vor, es war ein ständiges Wechselbad der Gefühle von Vorfreude über Nervosität.
Kaum in Manizales angekommen, fand mich sogleich Beatriz im Gewühl der Fahrgäste. Sie begrüßte mich überschwänglich und erzählte mir, wie sehr sich Maria schon auf mich freute. Nach kurzer Autofahrt kamen wir vor dem Haus an, das an einem steilen Hang gelegen ist. Mühsam stieg ich aus dem Wagen aus.
EINE PATENSCHAFT VERÄNDERT
Mich tröstet vor allem, dass Maria durch die Patenschaft viel selbstbewusster und angstfreier durchs Leben geht. Die Gewissheit, dass ich an sie denke und sie regelmäßig unterstütze, lässt keine Stigmata aufkommen. Zugleich konnte ich mich vergewissern, dass Beatriz als Sozialarbeiterin regelmäßig nach Maria und ihrer Familie schaut und hier in Manizales auch regelmäßig Kinderevents stattfinden, wo sich die Familien treffen, deren Angehörige im Gefängnis sitzen.
Als ich am Abend meinen Bus nehmen musste, brachten Maria und Beatriz mich zum Busbahnhof. Jetzt, wo wir uns kennen gelernt hatten, fiel der Abschied sehr schwer. Zumal man nie weiß, wann wieder eine Reise „sobre el charco“ – über das Meer – ansteht und somit ein Wiedersehen möglich ist. Ich hoffe, sehr bald. Und ich bin stolz, mit was für einem starken, kreativen Mädchen in Kolumbien ich auf Lebenszeit verbunden sein werde.