ZUCKERFEST IM HOFFNUNGSHAUS

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Hoffnungshäuser

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Nach dem Fastenmonat Ramadan feiern Muslime weltweit mit dem Zuckerfest das Fastenbrechen. Es ist eines der größten Feste im Jahr der Gläubigen – vergleichbar mit dem christlichen Weihnachtsfest. Auch im Hoffnungshaus, wo Menschen unterschiedlicher Religionen unter einem Dach wohnen, wurde zum Zuckerfest eingeladen.

Nicht alle, die sich heute in der Fuge des Hoffnungshauses in Leonberg einfinden, haben wirklich einen Monat lang gefastet. Aber das spielt keine Rolle. Es geht vielmehr um ein gemeinsames Zelebrieren im kleinen Kreis. Es soll nicht spektakulär sein – sondern gemütlich und familiär und die Gewissheit stärken, dass hier im Hoffnungshaus jede Kultur und Religion willkommen ist und man miteinander feiern kann.

Positive Sprüche auf dem Tisch, die Menschen verbinden
Jeder hat etwas zum Buffet beigetragen, besonders die Pizza kommt gut an

Die Hoffnungshausleiter Cathrin und Matthias Seitz haben eingeladen – über WhatsApp, wie man sich hier meistens organisiert. Es ist wie an allen Bewohnerabenden: Wer kommt, der kommt und bringt etwas zu essen mit. Khetam aus der Frauen-WG ist als Erste da und hilft fleißig mit, Teller und Besteck in die Fuge zu tragen. Danach kommt Kathrin, die sich um die Deko kümmert. Liebevoll drapiert sie Rosen in unterschiedlichen kleinen Glasflaschen und stellt sie auf einen Tischläufer. Dann lehnt sie ein Schild an eine Vase mit der Aufschrift „Everyone smiles in the same language“.

EIN EINGESPIELTES TEAM

Cathrin und Matthias haben Pizza organisiert und Salate vorbereitet. Dann kommt Matura mit Reis und Süßigkeiten, Julia hat Käs-Spätzle mitgebracht, die die afghanischen Kinder so lieben. Sie sind hier schon ein eingespieltes Team. Die Frauen begrüßen sich freudestrahlend, auch wenn sie sich erst am Vortag oder am gleichen Morgen gesehen haben. An diesem Abend hat man endlich Zeit, miteinander in Ruhe zu reden und sich auszutauschen. Nachdem die meisten Bewohner eingetrudelt sind, wird Gott gedankt und das Buffet eröffnet.

„Am liebsten wäre ich bei meiner Familie in Afghanistan, da hätten wir jetzt alle frei und die Kinder würden ganze viele Süßigkeiten geschenkt bekommen.“ Matura, Bewohnerin Hoffnungshaus

Das heutige Fest wiegt schwer für Matura, das sieht man ihr an. Zwar ist sie mit ihrer siebenköpfigen Familie bereits seit vier Jahren in Deutschland, aber ihr Bruder wird bald in Afghanistan heiraten und sie kann nicht dabei sein. Sie kann auch jetzt, wo das Zuckerfest gefeiert wird, nicht bei ihrer Familie sein. Das schmerzt sie sehr. In Afghanistan würden ihre Kinder sehr viele Süßigkeiten bekommen und ihr Mann müsste für einige Tage nicht arbeiten, da zum Fastenbrechen alle frei haben.

Hoffnungshausgemeinschaft bedeutet, auch mal auf die Kinder des anderen aufzupassen
Die Hoffnungshausleiter Cathrin (re) und Matthias (mi) Seitz mit Bewohnerin Matura

NEUE GESICHTER BEIM BEWOHNERABEND

Beim heutigen Bewohnerabend sind auch neue Gesichter dabei: Marcel und Pati, die mit ihren drei Kindern Diego, Pablo und Isabella erst am Wochenende eingezogen sind. Zu Hause stehen die Umzugskisten noch gestapelt, Pati kommt kaum zum Auspacken. Da kommt ihr ein gemeinsames Abendessen mit den neuen Nachbarn gerade recht.

„Ich fühle mich wie in Syrien, da haben wir auch immer mit Freunden und Bekannten das Fastenbrechen gefeiert.“ Khetam, Bewohnerin Hoffnungshaus

Kinan aus der Männer-WG fühlt sich sehr wohl im Hoffnungshaus
Khetam aus der Frauen-WG freut sich über das gemeinsame Essen

Ob Muslim oder Christ, das ist heute Abend egal. Khetam fühlt sich daran erinnert, wie sie „Eid al-Fitr“ in Syrien feiert; unabhängig vom Glauben versammeln sich alle Freunde und Bekannten und essen zusammen und feiern. Sie fühlt sich hier willkommen und glücklich. Und so werden neben dem Festessen auch ganz profane Dinge von Hoffnungshausleiter Matthias angesprochen, wie anstehende Veranstaltungen und der Einzug von weiteren Bewohnern des neuen Hoffnungshauses, das gerade entsteht.

„Eigentlich feiere ich weder Geburtstag noch irgendwelche muslimischen Feiertage. Aber hier im Hoffnungshaus ist es etwas ganz Besonderes.“ Kinan, Bewohner Hoffnungshaus

Der heutige Abend ist ein Spiegelbild des Hoffnungshauses: Ein Raum voller Lachen und gemeinsamen Respekts, in dem jeder sein kann, wer er ist und sich zugleich von seinen Mitmenschen getragen weiß.

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