DER MENSCH IM MITTELPUNKT.

Veröffentlicht: ·

Hoffnungshäuser

· 4 Min. Lesezeit
Miteinander leben, arbeiten, reden – der Mensch im Mittelpunkt. Darum geht es.

Schon seit Herbst 2020 wohnen Geflüchtete und Einheimische in den 25 Wohnungen der vier Hoffnungshäuser in Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg. Auch die 21 Apartments und Wohnungen für die Generation 55+ im Hoffnungsblick sind fast alle vermietet. Warum also eine offizielle Eröffnung erst jetzt im Juli? Hubert Kogel, Pressesprecher von Hoffnungsträger, fasst zusammen.

Die Antwort ist einfach: Weil der Termin wegen Corona und der damit verbundenen Auflagen wieder und wieder verschoben werden musste. Erst jetzt waren die Lockerungen so weit fortgeschritten, dass die Feier nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden musste.

Sie durften kommen: Etliche Gäste. Vertreterinnen und Vertretern aus Kommune, Politik und Kirchen. Hoffnungsträger Mitarbeitende. Und vor allem natürlich: Die Bewohnerinnen und Bewohnern der Hoffnungshäuser und des Hoffnungsblicks. In Summe mehr als 300 Personen.

Nun also keine Eröffnung leerstehender Gebäude, sondern ein „Tag der Begegnung“. Nun also nicht die Immobilie, sondern der Mensch im Mittelpunkt.

Gelebte Integration.

Um bei den Vorbereitungen mitzuhelfen, bin ich einen Tag früher angereist. Ich erlebe die Bewohnerinnen und Bewohner, geflüchtete wie einheimische, motiviert und fleißig bei der Arbeit. Alle packen mit an.

Wie schon einige Tage zuvor, als nach heftigen Regenfällen das Hochwasser durchs Taubental von Schwäbisch Gmünd schoss: Die Bewohnerinnen und Bewohner der Hoffnungshäuser halfen sofort den Nachbarinnen und Nachbarn gegenüber, weil das Wasser in deren Keller zu fließen drohte. Das ist gelebtes Miteinander und gelebte Integration – von Tag eins an.

Noch ein Beispiel des Anpackens, des Miteinanders und der gelebten Integration: Beim „Tag der Begegnung“ war ich eine Zeitlang am Getränkestand eingeteilt. Als ich meine Schicht beginnen wollte, sagte mir ein geflüchteter Junge, der dort mithalf: „Danke, aber Sie müssen uns nicht helfen. Wir haben alles im Griff.“ Etwa zwölf Jahre alt. „Wow“, denke ich. Und sage ihm noch, dass er bitte nicht Sie, sondern Du zu mir sagen soll.

Mir hat die Atmosphäre gefallen: Die Stühle im Innenhof sahen einfach schön aus. Ich fand es toll, dass wir alle die Hoffnungsträger T-Shirts getragen haben. Mir hat es Spaß gemacht, den Slackliner zu sehen.

Azad A.

Live und digital.

Genau dieses Miteinander betont auch Manne Lucha, Minister des Landes Baden-Württemberg für Soziales, Gesundheit und Integration, in seiner Ansprache. Er konnte nicht vor Ort mit dabei sein undrichtet deshalb sein Wort in digitaler Form an die Gäste.

Trotz der zunehmenden Lockerungen fand der „Tag der Begegnung“ in hybrider Form statt, also nicht nur vor Ort, sondern auch digital: Per Live-Stream konnten alle Grußworte und die weiteren Programmpunkte live mitverfolgt werden. Der Live-Stream ist weiterhin auf YouTube zu sehen.

Wir haben eine Mission.

Die vier Hoffnungshäuser sind in einer Art Halbkreis angeordnet. Am unteren Ende des Hangs steht der Hoffnungsblick. Hier, am tiefsten Punkt des leicht abschüssigen und sehr schön gestalteten Innenhofs, befindet sich eine Freifläche, die als Bühne dient. Die Balkone der Bewohnerinnen und Bewohner sind alle zum Innenhof ausgerichtet. Dort stehen sie, haben zu diesem besonderen Tag auch noch etliche Freunde eingeladen. Im Innenhof zusätzlich die Stühle für die Gäste. Selbstverständlich entsprechend den Corona-Auflagen angeordnet.

Die Gebäude stehen außerdem auf dem ehemaligen Gelände des Pallottiner-Ordens, eine Gesellschaft apostolischen Lebens der römisch-katholischen Kirche. Marcus Witzke, Vorstand der Hoffnungsträger Stiftung, bezieht sich deshalb in seiner Ansprache auf den Leitspruch der Pallotiner: „Wir haben eine Mission.“ Das gilt sowohl für Hoffnungsträger und die Stadt Schwäbisch Gmünd als auch die Hoffnungsträger-Partner Schönblick und andOFFICE.

Neben Marcus Witzke haben Oberbürgermeister Richard Arnold und Landrat Dr. Joachim Bläse wie auch Robert Kloker, Dekan der Katholischen Kirche im Landkreis Ostalb, und Martin Scheuermann, Direktor des Christlichen Gästezentrums Schönblick, ein Grußwort gesprochen. 

Tobias Merckle, Stifter von Hoffnungsträger (rechts) und Thomas Röhm, Bereichsleitung Nationale Programme bei Hoffnungsträger.
Hoffnungsträger Vorstand Marcus Witzke

Mir hat gefallen, dass sich die Leute darüber informiert haben, was mit Flüchtlingen in unserer Gesellschaft passiert. In den letzten fünf Jahren seit ich in Deutschland lebe, habe ich das Wort „Integration“ oft gehört. Die Medien sind voll davon. Hier im Hoffnungshaus erlebe ich, dass beide Seiten aufeinander zugehen. Ich möchte mich integrieren, aber ich brauche auch jemanden, der mir entgegen kommt. Das erlebe ich hier. Hier wird Integration wirklich gelebt. Zum ersten Mal fühle ich mich nicht mehr fremd in Deutschland. Ich gehöre dazu.

Khaled A. (Bewohner im Hoffnungshaus).

Glaube. Hoffnung. Liebe.

Auf der Bühne steht Denise Schechinger und führt durch das Programm. Sie leitet mit ihrem Mann Martin Schechinger den Standort und moderiert in der für sie typischen, sympathischen und souveränen Art. Nicht nur die verschiedenen Grußworte, sondern auch die weiteren Programmpunkte:

Die Begrüßung, bei der Bewohnerinnen der Hoffnungshäuser und des Hoffnungsblicks in ihrer jeweiligen Muttersprache die Gäste willkommen heißen. Die musikalischen Beiträge der Bewohnerinnen und Bewohner mit der „Vogelhochzeit“ und der „Hoffnungsbäckerei“.

Die Übergabe von Schildern an jeweils eine Bewohnerin oder einen Bewohner der Hoffnungshäuser und des Hoffnungsblicks. Die Schilder werden künftig im Eingangsbereichs eines jeden Hauses hängen: „Nun aber bleiben: Glaube. Hoffnung. Liebe.“

Glaube, Liebe, Hoffnung – Prinzipien für ein gutes gemeinschaftliches Miteinander, die ab sofort die Flure der Hoffnungshäuser schmücken werden

Und nicht zuletzt: Slackline-Profi Benni Schmid, der Bruder einer Hoffnungshaus-Bewohnerin, der auf einem quer über den Innenhof gespannten Hochseil sein Können demonstrierte.

Benni Schmid war es dann auch, der Denise Schechinger zu folgendem Vergleich veranlasst:

Genauso verhält es sich mit dem Miteinander in den Hoffnungshäusern. Den gemeinschaftlichen Spirit, die starke Gemeinschaft begreift man wohl nur gänzlich, wenn man sie selbst erlebt. Der Mensch im Mittelpunkt.

Ein Jahr im Hoffnungshaus: Annas persönliche Einblicke in das Leben als BFDlerin

Weltflüchtlingstag – Von Kabul nach Deutschland: Turfas Reise zum Neuanfang

ERÖFFNUNGSFEIER DER DREI HOFFNUNGSHÄUSER IN ÖHRINGEN.