„DAS WICHTIGSTE IST, DASS EINEM JEMAND ZUHÖRT.“

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Patenprogramm

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Gabriela* aus Medellín ist heute 32 Jahre alt. Die Haft des Vaters hat ihre Familie tief erschüttert. Dass sie nicht daran zerbrochen ist, verdankt sie einer Patenschaft, die ihr Leben verändert hat.

 

Eine Empanada (gefüllte Teigtasche), eine Pony Malta-Cola und ein Ort, wo man unbeschwert spielen und lachen kann – manchmal braucht es nicht viel, um glücklich zu sein oder besser: einen Nachmittag lang die Tristesse von zu Hause zu vergessen. So ergeht es vielen Familien, die sich heute im Innenhof von Projektpartner CCC (Confraternidad Carcelaria de Colombia) in Medellín, Kolumbien, einfinden. Es sind Familien, die harte Zeiten durchmachen. Zeiten voller Entbehrungen, Schmerz, Trauer und Einsamkeit. Gabriela kann ein Lied davon singen.

Die Kinder freuen sich über ein paar unbeschwerte Stunden – © Hoffnungsträger

ALS GUTES BEISPIEL VORANGEHEN

Sie ist auch Kind eines Strafgefangenen. Als sie neun Jahre alt war, kam ihr Vater ins Gefängnis, ließ ihre Mutter mit drei Kindern und ohne Arbeit zurück. Es war alles andere als einfach, erinnert sich die junge Frau heute: „Wir waren sehr arm und die Situation war sehr schwierig für uns. Mein Vater war im Gefängnis, konnte uns nicht unterstützen. Meine Mutter suchte nach jemandem, der auf mich und meine Geschwister aufpasste. Aber es war schwer für sie, Arbeit zu finden.“

Heute steht die schlanke und selbstbewusste Frau vor Familien, die in einer ganz ähnlichen Lage stecken. Gabriela wurde eingeladen, um Hoffnung zu spenden. Um zu zeigen: Es gibt immer einen Lichtblick. Denn für sie war das Patenprogramm von Hoffnungsträger/CCC der absolute Glücksgriff.

Ohne die Unterstützung von CCC wäre ich heute nicht da, wo ich nun in meinem Leben stehe. Die Patenschaft hat mein ganzes Leben umgekrempelt. Ich hätte z. B. niemals angefangen, Soziale Arbeit zu studieren.

Gabriela erzählt von ihrer Erfahrung als Patenkind – © Hoffnungsträger

Aufmerksam wurde Gabrielas Familie im Gefängnis auf das Patenschaftsprogramm. Sie hatten Glück, denn für alle drei Geschwister wurden sehr schnell Paten gefunden. Am besten erinnert sie sich noch daran, wie die Sozialarbeiter zum ersten Mal zu ihr nach Hause kamen: „Sie kamen zu uns, um uns zu besuchen. Um zu sehen, welche Bedürfnisse wir hatten. Und sie brachten Nahrung und Kleidung mit.“

Die Eltern können Aufatmen

Das Patenprogramm bedeutete für die Familie vor allem Erleichterung. „Vorher war unsere Mutter so angespannt und weinte nur noch. Mit der Patenschaft war sie viel entspannter. Es war ein Segen!“

Heute ist Gabriela verheiratet und in den letzten Zügen ihres Studiums der Sozialen Arbeit. Im Anschluss hofft sie darauf, vielleicht sogar bei CCC als Sozialarbeiterin Jugendlichen und Kindern helfen zu können. Sie will weitertragen, was ihr widerfahren ist. Und dass man trotz widriger Umstände sein Leben in den Griff bekommen kann.

Wenn sie heute reflektiert, dann war das Wichtigste nicht die materielle Unterstützung, die sie durch die Sozialarbeiter erfahren hat. „Mein Studium, meine Berufung – all das habe ich entwickeln können, weil sie uns regelmäßig zu Hause besucht haben. Es gab eine integrale Begleitung. Man hat uns zugehört und gefragt: Wie geht es dir? Wie erlebst du das alles? Möchtest du deinen Vater besuchen? Lass uns nach Möglichkeiten schauen, dass ihr euch seht.“

 

Wenn man einem Kind nicht zuhört, wird es krank.

 

Das Wesentliche war für sie, dass ihr zugehört wurde. Dass sie sagen durfte, was sie wirklich bewegte. „Denn wenn man einem Kind nicht zuhört, wird es krank.“

Außerdem war es notwendig, von zu Hause raus zu kommen: Sportzentren und Freizeitoptionen kennenzulernen, auf gemeinsame Events mit anderen Kindern zu gehen, die in der gleichen Situation leben. So wie bei dem Event heute. Dafür sorgen die Sozialarbeiter von CCC.

 

Die Kinder hören gebannt zu, sie haben ganz Ähnliches erlebt. – © Hoffnungsträger

Die Kinder, die bei CCC eingeladen sind, hören Gabriela gebannt zu. Sie sind beeindruckt von ihrer Geschichte. Sie alle hier eint ein Schicksal. Am Ende umarmen sie sich. Gemeinschaft mit Gleichgesinnten spendet im Moment am meisten Trost.

 

* Der Name wurde zum Schutz der Protagonistin geändert

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